Nächster Halt: USA

 
Marc Lamberger ist gelegentlich für die Fußballer des TSV Nördlingen als Stadionsprecher im Gerd-Müller-Stadion zu hören. Im Sommer legt er den Ball und das Mikrofon zur Seite und beginnt sein Stipendium in den USA. Foto: Matthias Meyer   

14. März 2014 | von Michael Lindner

Den 11. Februar 2014 wird Marc Lamberger nie vergessen. Nichts deutete an jenem Dienstag an der U-Bahn-Station Holzapfelkreuth in München darauf hin, dass sich um 9.27 Uhr etwas Außergewöhnliches ereignet. Dann vibrierte Lambergers Smartphone. Und diese Nachricht sollte die Zukunft des in München lebenden Marktoffingers verändern.

Der 23-Jährige erhält ein Stipendium für die USA. Er ist einer von 75 jungen Berufstätigen, die sich in dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages gegen mehr als 1000 Mitbewerber durchgesetzt hatten (siehe Info unten). Ein Jahr lang werden Lamberger und die anderen Stipendiaten in Amerika  leben, lernen und arbeiten. In den ersten Monaten werden sie ein College besuchen, danach ein halbjähriges Praktikum absolvieren. Die Reise-, Programm- und Versicherungskosten werden vom PPP übernommen.

Nach drei Jahren hat er sein Ziel erreicht

Lamberger erreicht das Ziel, welches er drei Jahre lang verfolgt hat. Damals schrieb er einen Artikel für die Rieser Nachrichten über Lisa Fischer. Die Nördlingerin erhielt zu jener Zeit ein Stipendium des PPP. „Da wusste ich, dass ich dieses Ziel verfolgen will, obwohl ich noch am Anfang meiner Ausbildung stand“, erzählt Lamberger. Von einem Traum, der in Erfüllung geht, will er aber nicht sprechen: „Träume ergeben sich meistens zufällig. Ich hatte ein festes Ziel vor Augen und das wollte ich erreichen.“

Der junge Mann war Praktikant bei den Rieser Nachrichten, Hitradio RT1 Nordschwaben und schreibt für das Monatsmagazin des Bayerischen Basketballverbandes. Als freier Mitarbeiter unserer Lokalzeitung schrieb der ehemalige Fußballer für den Lokalsport und die Jugendseite. Nach einem Praktikum beim Münchner Merkur begann Lamberger sein Volontariat. Während der zweijährigen Redakteursausbildung bewirbt er sich für das Stipendium in den USA. Das Auswahlverfahren glich einem Ausscheidungsrennen: Mehr als 1000 Kandidaten schickten ihre Bewerbung ab, 320 überstanden die erste Phase. Lamberger reiste für das Auswahlgespräch anschließend nach Köln. Er überstand einen Englisch-, Politiksowie Geschichtstest und stellte seine soziale Kompetenz unter Beweis. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellte eine Liste mit geeigneten Kandidaten zusammen und der Bundestagsabgerdnete Dieter Janecek übernahm daraufhin die Patenschaft für Marc Lamberger. Weniger Glück hatte eine weitere Rieserin, Julia Thum. Die gebürtige Wechingerin ist Ersatzkandidatin beim PPP.

Der Wahl-Münchner Lamberger erinnert sich gut an die stressige Bewerbungszeit. Unter den ganzen Prüfungsvorbereitungen durfte sein Volontariat nicht leiden. Denn irgendetwas schleifen zu lassen, ist nicht Lambergers Art. „Wenn ich etwas anpacke, dann aber richtig. Ich wollte top vorbereitet sein, habe sehr viel gelernt und Filme nur noch in englischer Sprache angeschaut.“

Dass er das Stipendium bekommen hat, hatte nach seinem eigenen Bekunden nur wenig mit beruflichem Talent zu tun. „Das ist ein Minifaktor. Am wichtigsten sind Motivation, Ausdauer, Zielstrebigkeit und die Fähigkeit, sich quälen zu können.“ Im April kann Lamberger diese Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen – beim Toefl-Test (Test of English as a Foreign Language). Dabei entscheidet sich, für welche Kurse er am College geeignet ist. Im August fliegt er nach New York. Bis dahin hat sich auch die Frage nach seinem neuen Wohnort geklärt. Ob in Texas, Kalifornien oder Florida – er könnte in jedem der 50 Bundesstaaten liegen. Wohnen wird der Rieser bei einer Gastfamilie, die von der Austauschorganisation ausgesucht wird. Gerne würde er in Chicago oder Washington DC leben. „Da ist medienmäßig viel los. Eine amerikanische Zeitung wäre top, aber auch die Arbeit bei einem deutschen Auslandskorrespondentenbüro wäre super“, wünscht sich Lamberger. Auf jeden Fall wird er in seinem jetzigen Berufsfeld arbeiten. Bei welchem Medienunternehmen das sein wird, darum muss er sich selbst kümmern. „Das entscheidet sich erst vor Ort. Es ist einfacher, wenn man sich persönlich vorstellen kann.“

Von Wehmut ist keine Spur

Bis er in die Vereinigten Staaten fliegt, schreibt Lamberger als Sportjournalist für den Münchner Merkur und sehnt den Abflugtermin herbei. „Die Vorfreude ist groß. Ich habe die Herausforderung im Ausland gesucht und werde sie annehmen.“ Ein Jahr lang ohne Familie, Freunde und die gewohnte Umgebung - kommt da nicht ein bisschen Wehmut auf? „Auf keinen Fall. Wir bleiben über Skype oder andere Medien in Kontakt. Ich schaue zuversichtlich nach vorne“, gibt sich Lamberger optimistisch.

Immerhin lässt er keine Partnerin zurück. „Es wäre sonst sehr schwierig geworden, das Jahr zu überstehen. Deswegen habe ich in den letzten Monaten auch nicht nach einer Freundin gesucht.“ Seine Freunde orakeln bereits, dass er seine Traumfrau in den USA kennenlernt. Darüber kann Lamberger nur schmunzeln. „Aber wer weiß, so etwas kann man nicht planen.“ Ganz im Gegensatz zu seinem beruflichen Werdegang.


Parlamentarisches Patenschafts-Programm (PPP)

Was ist das PPP? Seit 31 Jahren bieten der Deutsche Bundestag und der US-Kongress 75 jungen Berufstätigen und 285 Schülern die Möglichkeit, ein Jahr lang in den Vereinigten Staaten zu leben, zu studieren und zu arbeiten.

● Wer kann sich bewerben? Schüler müssen zwischen 15 und 17 Jahre alt sein und dürfen noch kein Abitur haben. Junge Berufstätige müssen ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben und dürfen höchstens 24 Jahre alt sein.

● Wie läuft das Auswahlverfahren ab? In den verschiedenen Auswahlrunden sind Motivation, Teamgeist,  Kenntnisse in Geschichte, Politik und tagesaktuelle Themen gefordert.

● Ab wann kann ich mich bewerben? Ab Mai könnt ihr euch für das Programmjahr 2015/16 bewerben. Weitere Informationen findet ihr unter www.bundestag.de

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