Landesliga Südwest: Schaulaufen vom Feinsten

 
  Meisterfoto natürlich in bester Laune. Nördlinger Spieler und das Betreuerteam feiern den vorzeitigen Titelgewinn und Trainer Andy Schröter bekommt von Philipp Buser die obligatorische Bierdusche verpasst. Es war bereits die zweite geballte Ladung des klebenden Gerstensaftes nach dem Schlusspfiff. Foto: Robert Milde

23. April 2018 | von Robert Milde

Mit einer schier unglaublichen Dominanz sichert sich der TSV Nördlingen bereits vier Wochen vor Saisonende den Titel. Aindling-Spiel wird zum Meisterstück.

Im Überschwang der Gefühle darf man schon mal abenteuerliche Thesen aufstellen. „Wenn Anfang März nicht so viele Spiele ausgefallen wären, wären wir sogar vor dem FC Bayern Meister geworden“, stellte Raimund Klaß nach dem 5:0-(2:0)-Heimsieg des TSV Nördlingen gegen Aindling eine zumindest diskussionswürdige Hochrechnung vor. Der frühere aktive Basketballer und jetzige ehrenamtliche Helfer der Fußballabteilung freute sich nach dem finalen Schritt zum Landesliga-Titel und Bayernliga-Aufstieg mit vielen anderen über den größten Fußball-Triumph der Vereinsgeschichte, den auch Landesliga-Spielleiter Stefan Schneider (Dillingen) denkwürdig fand: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so früh in der Saison einen Meister gekürt habe“, meinte der Verbandsfunktionär bei der Verleihung des BFV-Wimpels wenige Minuten nach Spielende.

450 erwartungsvolle Zuschauer wollten das Nördlinger Meisterstück sehen und frühzeitig machte sich das Gefühl breit, dass Nördlinger Tore nur eine Frage der Zeit sein sollten. Zwar verteidigten die abstiegsgefährdeten Gäste zunächst im Mittelfeld ähnlich engagiert wie Buser (diesmal im Mittelfeld auf der Position 6), Käser, Schmidt und Co., aber die spielerischen Mittel, diesen engen Riegel zu knacken, hatte nur das Heimteam. Eine aus vollem Tempo von rechts geschlagene Flanke von Daniel Holzmann fand in der Mitte keinen Abnehmer und nach einer Kombination Manuel Meyer/Alexander Schröter musste Aindlings Keeper Sven Wernberger erstmals eingreifen. Auf der Gegenseite war Daniel Martin in der ersten halben Stunde beschäftigungslos, hatte allerdings Glück, dass Gästeangreifer Thomas Kubina nach einer Flanke von rechts das Leder knapp verfehlte.

Dann schon die TSV-Führung: Nico Oefele spielte einen Eckball kurz auf Philipp Buser und der legte quer auf den heranrauschenden Holzmann. Dessen Schuss konnte Wernberger zwar noch nach vorne abwehren, aber da stand Abwehrrecke Nico Schmidt goldrichtig (24.). Ausgerechnet jener 19-jährige TSV-Youngster, der eine Viertelstunde zuvor einen übermotiviert geführten Zweikampf mit einer gelben Karte und einem dicken Knöchel bezahlt hätte. Spätestens jetzt war der Schmerz vergessen.

Gut zehn Minuten später packte der TSV mit einem „bayernliga-reifen Spielzug“ (Stadionsprecher Helmut Stiller) das 2:0 drauf. Buser schickte Holzmann wie üblich rechts auf die Reise, der Mittelfeldmann schlug eine präzise Flanke in die Mitte und Alexander Schröter köpfte unhaltbar ein (35.). Eine Ecke von Manuel Meyer, die an den langen Pfosten klatschte, hätte noch vor der Pause sogar das 3:0 bedeuten können (42.).

Die zweite Halbzeit geriet zum Schaulaufen vom Feinsten, zumal die Gäste jetzt kaum noch Gegenwehr leisteten. Schröter mit seinen Saisontoren neun (wieder ein Kopfball nach Flanke von Holzmann) und zehn vollendete den „Dreierpack“ und dazwischen krönte Daniel Holzmann mit einem satten Schuss zum 4:0 seine gute Leistung.

Holzmann, außerhalb des Spielfelds eher einer der ruhigen im Lande, verriet am Rande der Meisterfeierlichkeiten, dass man nach der Winterpause doch einigen Respekt vor den anstehenden Aufgaben gehabt habe: „Der geplante Auftakt auf Kunstrasen in Kaufbeuren, dann die schwere Aufgabe gegen Illertissen – der schöne Vorsprung hätte auch schnell dahin sein können.“ Wahr geworden ist dann doch eher die These von Raimund Klaß: Seit dem 24. März gab es sieben Siege in Serie mit einem formidablen Torverhältnis von 23:4. Und am Samstag die vorzeitige Meisterschaft.

TSV Nördlingen: Daniel Martin, Felix Käser, Daniel Holzmann, Andreas Kaiser, Philipp Buser, Nico Oefele, Manuel Meyer, Stefan Raab (57. Jakob Mayer), Patrick Michel (60. Leon Dammer), Alexander Schröter, Nico Schmidt (68. Fabian Miehlich)

Tore:
1:0 Nico Schmidt (24.)
2:0 Alexander Schröter (35.)
3:0 Alexander Schröter (57.)
4:0 Daniel Holzmann (62.)
5:0 Alexander Schröter (90.)

Schiedsrichter:
Benjamin Wagner (TSV Kirchehrenbach, Gruppe Fränkische Schweiz)

Zuschauer: 450

Weitere StimmenLandesliga-Spielleiter Stefan Schneider: Die Bayernliga ist sicherlich keine leichte Liga, aber ich mache mir um den TSV Nördlingen überhaupt keine Sorgen, dass er in der nächsten Saison drin bleibt. Es ist ein toller Verein mit einer super Vereinsführung und guten Übungsleitern, die seit vielen Jahren ausgezeichnete Arbeit leisten. Der Erfolg ist nicht selbstverständlich, wenn man sieht, was andere Vereine für Anstrengungen unternehmen.

TSV-Kapitän Stefan Raab: Aufgrund unserer Überlegenheit in der Landesliga sind wir in den letzten Wochen oft mit Bayern München verglichen worden. In der Bundesliga ist das vielleicht langweilig, bei uns ist es mit viel Arbeit verbunden, eine ganze Runde lang so eine konstante, stabile Leistung abzuliefern. Die Mannschaft ist zu Beginn der Saison unter Andy Schröter sehr schnell zusammen gewachsen, die jungen Spieler haben sich super integriert und konstant über die ganze Saison überragende Leistungen abgerufen. Knackpunkte waren der ausgezeichnete Mannschaftsgeist und die stets sehr gute Spielvorbereitung durch unseren Trainer, die wir dann auf dem Feld aber auch perfekt umgesetzt haben.

TSV-Youngster Nico Schmidt: Landesliga-Meister zu sein, ist ein überragendes Gefühl. Ich hab sieben von acht Jahren in der Jugend immer gegen den Abstieg gespielt. Als junger Spieler wäre ich Anfang der Saison zufrieden gewesen, wenn ich in der Bezirksliga dran gekommen wäre und jetzt bin ich Landesliga-Meister und darf nächstes Jahr in der Bayernliga um den Klassenerhalt kämpfen. Das ist gigantisch!

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